Kurze Zusammenfassung der Grundlagen unseres Werkes

 

Wir geben es unumwunden zu- bei vielen Werken der bildenden Kunst gelingt es uns nicht, eine Beziehung irgendeiner Art- also weder ästhetisch, noch formal, noch inhaltlich- insbesondere auf längere Sicht aufzubauen. Nicht weniges erscheint uns belanglos, langweilig, ästhetisch reizlos, zufällig wirkend und ist für uns nur durch den Reiz des Neuen- also effekthascherisch- oder durch die besondere Wirkung von Farben auf den Menschen von- allerdings geringem nachhaltigen- Interesse. Bei vielen Werken haben wir darüberhinaus den Eindruck, dass deren besondere Qualität und Bedeutung aus einer bestimmten Interessenlage heraus uns geradezu aufgeschwatzt werden soll. Ein wichtiges "Bewertungs"-Kriterium scheint uns auch zu sein, ob ein bestimmter Künstler eine "neue" Richtung begründet hat- was sagt dies allerdings über die Eigenschaften der Kunstwerke selbst aus?

Dies ist selbstverständlich ein rein subjektiver Eindruck, dessen sind wir uns natürlich bewusst. Um unseren "Eindruck" einordnen zu können, betrachten wir in der Ihnen vorliegenden Webseite deshalb auch allgemein die möglichen Wirkungen von Kunst auf den Rezipienten- allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Der Leser/die Leserin kann sich dann selbst befragen, welche möglichen Wirkungen von "Kunst" für Ihn/Sie im konkreten Fall tatsächlich zutreffen.

 

   

"Die Kunst ist frei, und der Betrachter ist es ebenso. Er darf Ich sagen und dieses Ich gegen alle Künstler, Händler, Kritiker behaupten. Er muss sich nicht von anderen erzählen lassen, was er sehen soll. "[1]

 

Eine bedeutsame Möglichkeit für den Betrachter eines Kunstwerkes, eine Beziehung zu diesem zu knüpfen, besteht in der Interpretation. Sofern das Werk mehrdeutig, vielschichtig interpretierbar, also "offen" angelegt ist, hat es eine größere Chance als ein geschlossenes Werk, das Interesse eines dafür "offenen", empfänglichen Betrachters zu erregen und dauerhaft zu erhalten. Durch Interpretation bringt sich der Betrachter selbst in das Werk ein und wird indirekt an der Gestaltung des Werks beteiligt: Er schafft sich sein eigenes Werk.

Welcher Inhalt des Werkes das Interesse des Betrachters am meisten weckt, "fesselt" und ihn zu einer Interpretation anregt, ist natürlich von der Persönlichkeit des Betrachters abhängig. Wir sind- zugegebenermaßen- nicht besonders originell in dieser Hinsicht: Wir halten es hier mit Wilhelm von Humboldt: "Es gibt doch in der Welt nichts Interessanteres für den Menschen, als den Menschen." Welches sind seine Eigenschaften und Werte? Welche Möglichkeiten hat er, ein gelingendes, ein von ihm als sinnvoll empfundenes Leben zu führen? ...

 

   

Die Mehrzahl unserer Werke beziehen wir inhaltlich auf Fragenbereiche, die sich bei einer "reflektierten Lebenskunst" stellen- also auf Fragen nach Glücksmöglichkeiten, den menschlichen Werten, dem Empfinden von Sinn,... . Dabei geben wir dem Betrachter die Gelegenheit, sich durch diese Werke zu solchen und verwandten allgemeinen Fragen einer individuellen Lebensgestaltung und zu subjektiven Antworten darauf anregen zu lassen. Durch den "Umweg" über die Betrachtung der Werke erhält das "Subjekt" eine gewisse Distanz zu sich selbst, "denn dies hat den Vorteil, wie von einem Punkt außer seiner selbst auf sich und das eigene Leben zu blicken, das gelebte Leben zu rekapitulieren, dessen Zusammenhänge zu deuten und in Bezug zu jenem Verständnis des schönen und wahren Lebens zu setzen, das der Existenz grundlegende Bedeutung verleihen kann und einen Begriff von Glück zu geben vermag. Mit Hilfe von Deutung und Interpretation wird der Sinn des Lebens konstituiert, ... . Interpretation meint wörtlich ein "Dazwischentreten", das dafür sorgt, dass auseinander liegende Bruchstücke einer Menge an Informationen, einer Sache, eines Geschehens oder eines Lebens einen Zusammenhang gewinnen, der plausibel erscheint und mit dem es sich leben läßt ".[2] Wie aus anderen Bereichen bekannt, ist der indirekte Weg, ja sogar der auf den ersten Blick vermeintliche Umweg, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, nicht selten der beste. [3]

Wir gestalten unsere Werke so, dass sie, so hoffen wir, für zumindest einige Betrachter nachvollziehbar und sinnvoll, nicht beliebig oder zu allgemein, interpretierbar sind. Eine Begrenzung in der Thematik und eine Vermeidung von Beliebigkeit regt den Betrachter stärker in seiner Phantasie an als ein letztlich beliebig interpretierbares Werk, auch wenn es möglicherweise aufgrund seiner verrätselten, enigmatischen Darstellung einen besonders tiefsinnigen und tiefgründigen Eindruck auf den Betrachter machen würde.

Völlige Rätselhaftigkeit mit alleiniger Möglichkeit eines rein ästhetischen Empfindens, von Assoziationen und/oder einer Meditation ist unsere Sache nicht- obgleich diese Werke durchaus ihren Reiz haben können. Auch Belehrungen oder eindeutige Darstellungen von Sachverhalten, die sich nur für Trivialinterpretationen eignen, haben wir möglichst vermieden.

 

Wir verknüpfen also zwei Bereiche - die bildende Kunst, die durch eine große Freiheit in der Gestaltung gekennzeichnet ist, und die individuelle Gestaltung des Menschlichen Lebens miteinander, deren Freiheit im Vergleich zur Kunst durch viele zusätzliche Bedingungen wesentlich eingeschränkter ist. Das verbindende Element ist die Kunst der Interpretation, die in beiden Bereichen große Bedeutung hat. Diese Verknüpfung erlaubt es prinzipiell, in einem Überlappungsgebiet der beiden Gebiete, der "Schnittmenge" also, Erkenntnisse vom einen Gebiet in das andere und wieder zurück zu übertragen- und zumindest Analogien festzustellen und sogar Schlüsse daraus zu ziehen. Das kann zu ganz individuellen, vertieften Einsichten in beiden Gebieten führen, was für uns persönlich besonders von Bedeutung und Interesse während des Gestaltungsprozesses war. Die darstellende Kunst spricht den Menschen auf eine andere Weise an als ein Text und kann seine Phantasie auf eine andere, anschaulichere Weise anregen. Für uns selbst war der Gestaltungsprozess, der Weg also zum fertigen Werk, die Abstimmung zwischen Form und Inhalt und die Ästhetik dieser Verbindung von zentraler Bedeutung. Das fertige Werk selber bietet dann dem Betrachter eine Oberfläche an, von der aus dieser durch seine individuelle Interpretation "in die Tiefe" gehen kann.

Ob der Betrachter und Leser uns folgen mag, wissen wir nicht: Auch für den Fall, dass unsere Werke in der konkreten Realisierung nicht sein Interesse und/ oder Gefallen erwecken können, ist das Werk für ihn möglicherweise dennoch eine Anregung, den grundsätzlichen Ansatz, die Gestaltung eines Materials mit der Gestaltung des eigenen Lebens durch das Mittel der Interpretation zu verbinden, einer persönlichen Wertung zu unterziehen. Da der Begriff "Kunst" sich fast auf jeden Inhalt beziehen kann und damit recht unabhängig vom betrachteten Gegenstand ist- es gibt unseres Erachtens allerdings durchaus Grenzen hierfür- liegt es eigentlich nahe, als Gegenstand gerade auch das eigene Leben und seine Gestaltung zugrunde zu legen, da dies in der Regel für den Menschen von besonderer Bedeutung ist. Damit hat der Betrachter zumindest die Chance, einen Zusammenhang, eine sinnstiftende Beziehung zwischen dem Werk und sich selbst zu knüpfen und durch Interpretation zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, die ihn unmittelbar selbst betreffen. Damit kann auch das Werk einen Sinn für den Betrachter selbst erhalten.

   

 

[0] Hanno Rauterberg:Und das ist Kunst? Eine Qualitätsprüfung, Seite 197, S.Fischer Verlag 2007, ISBN 978.3-10-062810-7
[1] Wilhelm Schmidt: Schönes Leben?, Suhrkamp Verlag, 2005, ISBN 3-518-06827-X
[2] John Cay: Obliquity- Die Kunst des Umwegs, dtv, 2011, ISBN 978-3-423-24830-3

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