Überblick
Version 1.02 August 2012

Wieso hat der Autor dieser Webseite die hier gezeigten Reliefs- und einige mehr- entworfen? Und wieso könnte diese Webseite für ihren Leser und den Betrachter der Abbildungen von Interesse sein ?

Die spontane Antwort bezüglich der ersten Frage lautet zunächst ganz einfach und naiv: "Wegen der Freude". Gerade die nichtkommerzielle und völlig freie Themenwahl für in der "Freizeit" entworfene Reliefs, Medaillen und Plaketten weist gegenüber einer finanziell oder anders extrinsisch motivierten oder beeinflussten Gestaltung einige wesentliche Vorteile auf: Die vollständige Unabhängigkeit von den Wünschen eines realen oder potenziellen Auftraggebers, so gut wie keine erforderliche Rücksichtnahme irgendeiner Art: die Freiheit, einen mainstream und bestimmte Erwartungen nicht beachten zu müssen und die Möglichkeit, sich ohne Rentabilitätsgedanken der Realisierung eines Motivs- auch in der gedanklichen Vorbereitung- geradezu unvernünftig lange zu widmen, gemessen an den üblichen Wirtschaftlichkeitskriterien, und anderes mehr. Zumindest hier gilt nicht: "Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu." (Ödön von Horvath)

 
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Weg in die Freiheit....

 

Diese "fast grenzenlose" Freiheit ist es aber auch, die uns den Anlass gibt, darüber nachzudenken, wofür wir sie überhaupt nutzen wollen. Welche Ausrichtung betrachten wir bei der Gestaltung unserer Werke ganz persönlich als sinnvoll hinsichtlich übergeordneter Ziele? Welches sind die Ansprüche an die eigenen Arbeiten? Welche Qualitätskriterien werden für die eigenen Werke als zielführend angesehen? Wie sind diese Kriterien in seriöse Qualtätskriterien für die bildende Kunst im allgemeinen eingebettet- unabhängig von den heute weitgehend vorherrschenden "Qualitätskriterien" des allgemeinen Kunstbetriebs, die in hohem Maße durch allgemein wirtschaftliche Interessen von miteinander vernetzten Gruppen bestimmt sind. Diesen marktspezifischen Interessen kann man durch bestimmte Mittel genügen: Provokation um der Provokation willen (was heute allerdings bereits wesentlich schwerer fällt als noch vor wenigen Jahren- wozu soll eigentlich noch provoziert werden?), durch den Überraschungseffekt- Auffallen um des Auffallens willen, das Neue um des Neuen willen- ähnlich der Mode und ... und... .

Genauer betrachtet ist unser eigentlicher Grund für das Entwerfen und Gestalten von Medaillen etwas umfassender als das pure Empfinden von "Freude": Grundlegender für eine auf Dauer zufriedenden stellende Aktivität (nicht nur die künstlerische) ist das Empfinden von "flow" und "Sinn". Damit kommen wir nun direkt zu den Belangen des Betrachters der hier vorgestellten Werke:

Wir werden weiter unten noch näher auf den Begriff des "Sinns" eingehen- nur soviel sei bereits zur Bedeutung von Sinn mitgeteilt, wie wir ihn verstehen: Wir empfinden "Sinn" [1], sofern wir einen Zusammenhang zwischen uns selbst und etwas anderem knüpfen können, das wir für uns als "wertvoll" beurteilen oder empfinden. Ein besonders bedeutsames Mittel, diesen Zusammenhang herzustellen, ist die Interpretation. In unseren Werken bieten wir deshalb dem Betrachter fast immer die Gelegenheit, durch Interpretation der gezeigten Darstellungen sich selbst einzubringen, somit für sich ein Sinnempfinden zu generieren und letztlich über sein Verhältnis zur Welt und über sich selbst etwas zu erfahren. Hierauf werden wir an anderer Stelle noch ausführlich eingehen. Weitere Anregungen, über mögliche Arten und Fragen des Sinns, allgemein über den Sinn des Lebens "nachzusinnen", sind in der Literatur gerade während der letzten Jahre um die Jahrtausendwende erschienen- als ein Beispiel geben wir hierfür das nach unserer Auffassung besonders lesenswerte Buch von Terry Eagleton an. [2]

 

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Verpasste Gelegenheiten

 

Die mit dem Entwurf und der Herstellung von Reliefs, Medaillen und Plaketten verbundenen Tätigkeiten sind zwar relativ aufwendig, können aber dennoch- vielleicht gerade wegen des letztlich nicht  "kalkulierbarbaren"  Gelingens- äußerst reizvoll sein. Die Verbindung zwischen den freien zwei- bis dreidimensionalen Gestaltungsmöglichkeiten mit dem notwendigen räumlichen Vorstellungsvermögen und hohen handwerklichen Anforderungen- sofern die dem Thema und dem Gesamtkontext angemessen sind- macht den besonderen Reiz der Medaillengestaltung- auch des eigenen Medaillengusses- aus. Eine zusätzliche Herausforderung bietet die relativ kleine zu gestaltende Fläche, die zur Realisierung des Entwurfs nur zur Verfügung steht und die spezielle Überlegungen und Gestaltungsprinzipien erfordert: So liegt der Verzicht auf ein bildhaftes, szenisches Erzählen eines Handlungszusammenhanges nahe. Stattdessen ist eine Kondensation des gedanklichen Entwurfs in seiner Darstellung auf das Wesentliche und das Weglassen des Unwesentlichen notwendig, was gleichzeitig der Interpretation und der subjektiven Deutung durch den Betrachter eine größere Freiheit gibt. Zuviele Details können hingegen eher verwirren und eine schlüssige Herstellung eines Gesamtzusammenhangs, sowie die Trennung des Wichtigen vom weniger Wichtigen erschweren.

Die hier gezeigten Kleinreliefs sind ohne die Zielsetzung entstanden,  möglichst vielen zu gefallen. Dies gilt übrigens auch für diesen Text.

Insofern ist es für den Gestalter der hier gezeigten Werke auch relativ gleichgültig, ob der Betrachter die vorgestellten Werke als "Kunst" ansieht oder nicht- ist doch die Begriff der "Kunst" letztlich durch seine geschichtliche Entwicklung ziemlich brüchig, willkürlich interpretierbar, vermarktungsabhängig, interessenabhängig und insgesamt sehr fragwürdig durch seine Zeit- und Umfeld- Abhängigkeit geworden: Was gestern als große Kunst galt, ist häufig heute schon obsolet und nur noch von geschichtlichem Interesse. Beispiele dafür kann der Leser dieser Zeilen sicherlich ohne große Schwierigkeiten finden- nicht nur bei der bildenden Kunst oder in der Literatur. Insgesamt läuft es wohl- wie vieles in diesem Bereich- auf eine "gleitende" Definition hinaus, die von vielen Faktoren abhängig ist: von der Person des Beobachters, vom "Zeitgeist", einer kommerziellen Vermarktung, der Aufnahme des "Künstlers" in das Netzwerk des Kunstmarktes, u.a. mehr. Die Frage "Kunstwerk oder Psychogramm ?" ist also letztlich ohne Belang, weil die Antwort auf diese Frage von der Subjektivät und der Psyche sowie von der Manipulationsanfälligkeit des Betrachters durch den Kunstmarkt selbst abhängt und die Antwort nicht wenig über ihn selbst etwas aussagt.

 

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Bedeutsamer als eine Diskussion über den Kunstbegriff sind deshalb für uns die möglichen Wirkungen von "Kunstwerken" auf die Menschen- als Gestalter, aber auch als Betrachter. Hierzu gibt es- wie wir finden- recht interessante Erklärungsansätze, welche die Wirkungen von "Kunstwerken" auf den Menschen mit der "kulturellen" und der "natürlichen" Evolution allgemein zu erklären versuchen. Auch potentielle psychologische und psychoanalytische Wirkungen auf den Betrachter können zusätzliche Einsichten eröffnen. Das bietet die Möglichkeit, sich differenziert selbst zu befragen, welche Wirkungen von "Kunstwerken" für einen persönlich besonders bedeutsam sind- woraus dann auch praktische Schlussfolgerungen gezogen werden können. Wir werden hierauf ebenfalls weiter unten noch näher eingehen.

Erlaubt sei also, was "gefällt"- zumindest möge das Gezeigte nicht ganz uninteressant oder auf eine banale Art provozierend sein. Die Motive unserer Werke stammen nicht zum geringen Teil aus Anregungen des Alltags, des beruflichen Umfelds, der persönlicher Betroffenheit, der Freude und des Glücks, aber auch des Ärgers, der Wut und des Zorns- aber auch eines nicht gerade seltenen Unbehagens über bestimmte gesellschaftliche Zustände und Entwicklungen. Dabei wurden jedoch von uns die alten, invarianten- letztlich aber doch stets aktuellen- Themen eines Menschenlebens immer stärker in den Vordergrund gestellt: Der Einzelne und die Gesellschaft, das Verhältnis zwischen Frau und Mann- dabei nicht nur die Erotik-, Tod, Schicksal, die Unzulänglichkeiten des menschlichen Lebens, mögliche Lebensziele, Lebensmotive und anderes mehr. Allgemein werden häufig Themen behandelt, die mit der bewussten Gestaltung des Lebens, im positiven Sinne mit der "Lebenskunst"- der Kunst, dem Versuch also, ein "gelungenes Leben" zu verwirklichen, verknüpft sind. Verbunden sind aber auch damit Themen, die von der "Abwesenheit" und der Behinderung in der Verwirklichung von "Lebenskunst" handeln.



Wachsen oder Verfallen
(Wie sinnvoll kann der Mensch mit seiner "freien" Zeit umgehen?)

 

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Den Vorwurf des teilweise Antiquierten muss der Entwerfer dieser Medaillen aus bestimmter Richtung wohl erwarten- dem er sich allerdings gelassen stellt: Viele Schicksalssituationen eines Menschenlebens und die Verhaltensmuster der Menschen darauf sind jedoch unabhängig von der momentanen geschichtlichen Situation und vom "Fortschritt". Experimente? Durchaus, aber... . Der Inhalt der dargestellten Medaillen ist nicht der "reinen Form" untergeordnet, sondern gleichberechtigtes Gestaltungskriterium- was bereits als solches heutzutage für einige Zeitgenossen auf eine gewisse Antiquiertheit schließen läßt. Eine Effekthascherei- vordergründig "Neues um des Neuen willen" wird man in dieser Seite nicht finden, also keine "exotischen" Materialien zum Beispiel- die hier gezeigten Plaketten oder Medaillen sind "unbehaart" und auch nicht aus anderen organischen Materialien.

Obwohl in mancher Hinsicht wohl etwas konservativ, experimentiert der Gestalter der hier gezeigten Medaillen und Plaketten dennoch hinsichtlich der Themen und ihrer Abstimmung mit der Form.

Die Menschen mögen bekanntlicherweise die "platte" Realität in der bildhaften oder plastischen Darstellung nicht auf Dauer- eine Erkenntnis, die schon in der Antike gewonnen worden ist. Was und wieviel allerdings übertrieben wird, unterliegt der Inspiration des "Gestaltenden" und setzt sich somit der rationalen und irrationalen Kritk des Betrachters aus. Da der Mensch aber letztlich kein rationales Wesen ist, sondern lediglich "rationalisiert"- etwas zugespitzt formuliert- ist die "Kritik" zum großen Teil auf dem Grad der Übereinstimmung der Gefühlswelt und des mehr oder weniger entwickelten "Geschmackes" des "Schaffenden" und des Betrachters beruhend. Nicht wenige Urteile auf diesem Gebiet beruhen letztlich auf Unterschieden zwischen "Gestaltungsstil" und "Bewertungsstil" ...- auch das wollen die folgenden Darstellungen "ausloten".

 
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Die drei Schritte

 

Die hier gezeigten Reliefs weisen nach unserer Auffassung einige Besonderheiten auf:

- ihre Themen sind zum großen Teil aus dem persönlichen Erfahrungs- und Empfindungsbereich heraus gestaltet worden (ein "Luxus", der aufgrund der nichtkommerziellen Gestaltung leicht fällt)
- sie haben fast immer den Menschen im Mittelpunkt und versuchen einen direkten Bezug zum Betrachter und dessen eigenen Erfahrungen, dessen Lebenswirklichkeit, herzustellen. Damit bieten sie (hoffentlich) dem Betrachter Anregungen, über seine eigene Lebenssituation, die Gestaltung seines Lebens "nachzusinnen", wodurch das Werk für ihn selbst Sinn erhält.
- sie haben häufig eine symbolische Darstellungsweise des Gesamtzusammenhangs, der in sinnvoller Weise zwar als Angebot individuell mehrdeutig, jedoch nicht beliebig vom Betrachter sinnvoll interpretierbar ist
- einige sind aus einem "Unbehagen" an bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen oder Erscheinungen heraus entstanden (wobei sich der Autor noch große Zurückhaltung aus "Schicklichkeitsgründen" auferlegt hat)
- sie sind relativ großformatig, um auch "repräsentativ" von dem, der sie schätzt, aufgestellt werden zu können; eine Lagerung und damit versteckte Existenz im Verborgenen eines Schrankes soll damit möglichst vermieden werden.

Um dem Anspruch der Anregung zum eigenen Schaffen des Betrachters zu genügen, sind abschließend auch einige Herstellungssschritte in diese  Präsentation aufgenommen worden.

Hinweis: Diese Website ist absichtlich besonders einfach im Aufbau gehalten und mit relativ elementaren Mitteln erstellt worden- nicht zuletzt, um dem ebenfalls an einem Gang ins Internet Interessierten zu zeigen, dass ein solches Vorhaben im Grundsatz recht leicht zu realisieren ist und um ihn zu eigenen Experimenten auf diesem Gebiet zu ermutigen. Der routinierte Webseitendesigner möge also das wenig professionelle und zugegebenermaßen ziemlich hausbackene Design dieser Seite entschuldigen. Entscheidend für die Gestaltung dieser Webseite war für uns, eine Information in übersichtlichlicher Weise zu vermitteln- ohne einen im Prinzip unnötigen programmtechnischen Ballast und Schnickschnack.

Da wir den "Einstieg" in die verschiedenen Kapitel dieses Teils der Webseite- möglichst unabhängig voneinander- erleichtern wollen, sind zwecks besserer Lesbarkeit an einigen Stellen von uns Wiederholungen vorgenommen worden, für die wir den Leser/die Leserin um Verständnis bitten.

Eine detaillierte Ansicht einer Sie interessierenden Medaille oder Plakette erhalten Sie in der angebotenen Auswahl-Tabelle durch "Anklicken" der betreffenden verkleinerten Version, wodurch eine vergrösserte Ansicht dargestellt, der Titel und teilweise noch zusätzliche Informationen sowie Anregungen zu möglichen Interpretationen mitgeteilt werden.

Literatur :

[1] Wilhelm Schmid: Schönes Leben?, Einführung in die Lebenskunst, Suhrkamp Verlag, 2005, ISBN 3-518-45664-4
[2] Terry Eagleton: Der Sinn des Lebens, List Verlag, 2010, ISBN 978-3-548-60943-0

Der Zusammenhang zwischen Kunst und Lebenskunst ist noch ausführlicher beschrieben in :
Wilhelm Schmid: Philosophie der Lebenskunst- Eine Grundlegung, suhrkamp Verlag, 1998, ISBN 3-518-28985-3

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