Staatsverdrossenheit

Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen, es muss anders werden , wenn es gut werden soll . (Georg Christoph Lichtenberg )

Über etliche Jahre waren und sind zum Teil noch heute bestimmte Themen, die mit offensichtlichen- und in ihren Folgen durchaus absehbaren- Versäumnissen des Staates verbunden sind, in öffentlichen Diskussionen (ziemlich) tabuisiert. Das ist besonders ärgerlich. Einige gravierende Probleme in unserem Staatswesen sind - aus Kurzsichtigkeit und wahltaktischen Gründen- absolut "hausgemacht" geschaffen worden. - Andererseits werden bestimmte Reformen des Deutschen Steuerrrechts immer wieder verschoben. Der überwiegende Teil der Literatur auf der Welt über Steuerrecht und Abgaben ist (angeblich ) in Deutscher Sprache geschrieben. Ob das der Steuergerechtigkeit förderlich ist, darf bezweifelt werden. Der Betrachter mag seine eigenen Empfindungen, persönlichen Erfahrungen und Geschichtskenntnisse überprüfen- allerdings sollte er seine Erfahrungen auch relativieren: Alles hat eben seinen Preis- er braucht nur an mögliche Alternativen zu denken und schon geht's ihm wesentlich besser,. ... und ist mit den realen Verhältnissen wieder etwas versöhnt.

"Staatsverdrossenheit" ist aber keine typisch Deutsche Erscheinung . Wir zitieren hierzu aus der WELT vom 30.Juli 2011, Wirtschaftsteil, Seite 10, Autorin Viktoria Unterreiner.
Das Zitat bezieht sich auf den Chef-Lobbyisten in den USA für Steuersenkungen, Grover Norquist:
"Was er vom Staatssystem Amerikas hält, hat der 54-Jährige einmal plakativ zusammengefasst. Er habe nichts gegen den Staat- solange der so klein sei, dass er ihn ins Badezimmer zerren und dort in der Wanne ertränken könne. Für solche Sprüche lieben ihn seine Anhänger . Sie machten ihn zu einem der einflussreichsten Lobbyisten in Washington."

Wir werden allerdings zu dieser Aussage keinen Reliefentwurf anfertigen ,...

Nachtrag : Nach längerem Zögern haben wir uns entschlossen, doch zumindest auf ein (historisches) Beispiel für ein gravierendes Versäumnis des Staates mit einem Zitat hinzuweisen- auch auf die Gefahr hin, dass wir sogar absichtlich durch "Gutmenschen" missverstanden werden. Auch die Quelle mag manchem nicht passen- Fakten und Wahrheit (hier jedoch durch andere Quellen mühelos belegbar) sind jedoch unabhängig davon, ob sie einem in den "Kram passen" und wo sie mitgeteilt werden.

Zitat aus der BILD-Zeitung vom 11.11.1991 , Seite 2, Kommentar von Hans-Hermann Tiedje:
"Ausländer und wir
Eine neue, schlimme Lüge. Bestimmte Medien beteiligen sich daran. Es geht um angebliche neue Ausländerfeindlichkeit der Deutschen. Wahr ist: Einige tausend rechtradikale Gewalttäter schlagen bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf Ausländer ein. Diesen Neonazis endlich Einhalt zu gebieten ist Sache der Polizei.
Aber eine neue Ausländerfeindlichkeit in Deutschland ?
Jeder von uns kennt persönlich Ausländer, und die meisten mag er sehr. Den türkischen Müllmann, den spanischen Obsthändler, den italienischen Pizza-Bäcker, den Griechen um die Ecke . Fast alle Deutschen haben Hochachtung vor Ausländern (...). Die meisten Deutschen fühlen mit Ausländern (...).
Ausländerfeindlichkeit ? Im Gegenteil!
Was zunimmt, ist der Unmut über die Massen meist offenkundig falscher Asylbewerber(...). 300 000 kommen dieses Jahr , keine 30 000 werden anerkannt. Das kostet den deutschen Steuerzahler die kaum vorstellbare Summe von 5(!) Milliarden Mark. Verständnislosigkeit und Wut machen sich breit und das Gefühl, wie eine Weihnachtsgans ausgenommen zu werden.
Dazu eine Frage : Wie erhlären die Bonner Abgeordneten den Ostdeutschen, die nach wie vor nur 60 Prozent der Westgehälter bekommen, daß für offensichtlich falsche Asylanten Milliarden bereitstehen ?
Selten ist eine Bevölkerung von ihren Politikern so im Stich gelassen worden wie wir."

Sicherlich kann der zitierte Text inhaltlich teilweise durchaus berechtigt "hinterfragt" werden. Wir erinnern uns allerdings noch recht genau an diese Zeit, wo den Deutschen häufig pauschal Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen wurde und es zu geradezu hysterischen Übersteigerungen kam - provoziert durch einige Vorfälle, die nicht zum geringen Teil auch auf politische Versäumnisse zurückzuführen waren.

Was sollen die alten Kamellen ? - so wird sich mancher Leser sicherlich fragen. Denen kann vielleicht mit etwas Neuerem "geholfen" werden:

Zitat aus der Westdeutschen Zeitung Online vom 1.8.2011 :

"In Sachen Euro-Rettung nimmt Teufel kein Blatt mehr vor den Mund. „Wenn Staats- und Regierungschefs in einer Nacht wesentliche Stabilitätskriterien wegputzen, die in Verträgen festgehalten, also geltendes Recht sind, geht Vertrauen verloren. Vom Bürger erwartet man, dass er sich an Normen, an Recht und Gesetz, an Verträge hält – und Staats- und Regierungschefs tun es nicht. "

Anmerkung : "Teufel" ist ein ehemaliger Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg .

Was wurde nicht alles dem Bürger bei der Einführung des EURO zugesichert - um ihn "ruhig zu stellen" ? ? Als es dann Ernst wurde mit der Einhaltung der Stabilitätskriterien, wurden diese aufgeweicht und vorgesehene Konsequenzen bei Verletzung dieser Kriterien aud innenpolitischen Gründen nicht gezogen. Die oben beschriebene Situation ist also in äußerst fahrlässiger Weise von den oben erwähnten Staats- und Regierungschefs bzw. ihren Vorgängern selbst herbeigeführt worden

 

Über "Protestparteien" wird häufig mit scharfen Worten in der Presse, in der gesellschaftlichen und politischen Öffentlichkeit hergezogen, weniger häufig wird darauf hingewiesen, dass erst gravierende Versäumnisse der Politik und die daraus resultierende Verdrossenheit der Wähler diese Protestparteien "gefördert" oder erst ermöglicht haben.

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