Jean- Christophe Amman
Bei näherer Betrachtung Zeitgenössische Kunst verstehen und deuten
Westend Verlag
2007
ISBN 978-3-938060-21-6

Seite 11

"Jedoch erschließt sich das Kunstwerk nicht über den Geschmack. Das Kunstwerk tut uns nicht den Gefallen, uns zu gefallen- auch wenn zugegebenermaßen die Sinnesfunktionen wie riechen, schmecken, fühlen, hören, sehen über beachtliche Anziehungskraft verfügen.

Das Kunstwerk ist vielmehr ein sinnlich wahrnehmbarer Denkgegenstand. Das heißt, indem ich es wahrnehme, löst es ein Erkennen in mir aus, das über die Wahrnehmiung allein über die Sinnesorgane hinausgeht. Erkennen hat mit Bewusstsein zu tun. Ebenso wir das Kunstwerk einen Bewusstseinsakt darstellt, ist auch das Erkennen euin Bewusstseinsakt. Wer auf der Ebene "gefällt mir- gefällt mir nicht" operiert, wird früher oder später erkennen , das sich der eigene Geschmack verändert und somit das Kunstwerk dem veränderten Anspruch nicht mehr gerecht wird. Umgekehrt wird er feststellen, dass die Annäherung an das Werk, die wahrnehmungsspezifische Einübung in dessen Besonderheit nicht nur den Geschmackswandel überdauert, sondern immer mehr auch geistiger Bestandteil seines Denkens bleiben wird."

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