Was ist Kunstpsychologie?
“Die Lehre vom menschlichen Verhalten und Erleben in Bezug auf die Kunst” (Martin Schuster)



Georg Franzen - "Kunst - und Museumspsychologie":

"Die Kunstpsychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie, deren Aufgabe die psychologische Analyse von Sachverhalten ist, die dem Bereich der Kunst zugeordnet werden, z.B. Erleben und Verhalten des Künstlers, Interpreten und Kunstbetrachters. Die Fragestellungen mit denen sich ein Kunstpsychologe auseinandersetzt beziehen sich für Martin Schuster (1993), auf die Vorgänge bei der Wahrnehmung und Verarbeitung des Kunstwerks, wie auch auf die Erlebensprozesse bei der Produktion von Kunstwerken". Kunst ist psychologisch betrachtet (Schurian,1992), "einmal die Umwandlung und Gestaltung der unendlich vielfältigen Wirklichkeiten in ästhetisch wahrnehmbare und erfahrbare Umwelten; Übertragung also von empirischer in ästhetisch wahrnehmbare und erfahrbare Umwelten".

"Der psychoanalytisch orientierte Zugang zur bildenden Kunst ist für Hartmut Kraft (1984) "Empathie einerseits, d.h. der Versuch der Einfühlung in das Kunstwerk, in seine innere Struktur, sein Thema etc., und Introspektion andererseits, d.h. Wahrnehmung unserer `Antwort`, unsere Empfindungen, Gedanken und Assoziationen."


FOCUS Magazin | Nr. 22 (2010)
Gute Frage Wie wirkt Kunst? :

Kunst wirkt individuell
Ob und wie Kunst wirkt, bestimmen ganz allein Sie. Und die Menschen, mit denen Sie diese Erfahrung teilen.

Zur Rezeption von Kunst:

"Richtig ist freilich, daß Kunst erst begreift, wer an sie gewöhnt worden ist. Es ist eine Frage der Bildung, der »Kunsterziehung«, wie weit das Verständnis für und die Liebe zur Kunst vermittelt werden kann. Bis zu einem gewissen Grade wird die Bedeutung der Kunst von Muße und also von der Überwindung äußerer Not bestimmt." (aus Psychology48.com, Das Psychologie-Lexikon)

Das Verhältnis des Betrachters zur Kunst wird also weitgehend von der Art seiner "Sozialisierung" im Bereich der Kunst bestimmt- also von der jeweils herrschenden gesellschaftlichen Situation und deren Einstellung zu bestimmten Formen und Stilen der Kunst - um nicht zu sagen "Moden". Dies birgt natürlich auch die Gefahr einer Manipulation durch interessierte "Einflussgrößen" des Kunstmarktes- sich hiervon relativ unabhängig zu machen, ist nicht einfach. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben wir den Leser (politisch korrekt wohl "die LeserInnen") auf die Kunstpsychologie in diesem Zusammenhang verwiesen, um sein/ihr das "Unabhängigmachen" etwas zu erleichtern.


"Kunsterleben und Kunstschaffen sind Menschenwerk, also Gegenstand der Kunst-Psychologie

...Vorgänge bei der Wahrnehmung und Verarbeitung des Kunstwerke, also bei der Rezeption:

- Wie beeinflusst das Kunsterleben das Erleben des Betrachters?
- Was empfinden wir als schön?
- Wie werden in Kunstwerken Werte und Überzeugungen vermittelt?
- Wie wird die Qualität des Kunstwerks bestimmt?
- ... "


Martin Schuster: Wodurch Bilder wirken, Psychologie der Kunst, Du Mont, 2011, ISBN 978-3-8321-9358-4


"Kunstpsychologie
Was ist also Kunstpsychologie? Das Erleben und Verhalten von Menschen, wie es sich bei der Wahrnehmung (Rezeption) und bei der Herstellung (Produktion) von Kunstwerken darstellt, ist Gegenstand der Kunstpsychologie. ... (Man) meint (...) mit Kunstpsychologie im allgemeinen die Psychologie der bildenden Kunst. ... Aus psychologischer Sicht könnte "Künste, die auf den Gesichtssinn wirken" als Rahmen für die Psychologie der bildenden Kunst gelten."

Martin Schuster: Wodurch Bilder wirken, Psychologie der Kunst, Du Mont, 2011, ISBN 978-3-8321-9358-4


"Gehört Kunst zu den wichtigen Dingen des Lebens?

Die Beschäftigung mit Kunst und Kunstpsychologie könnte als Luxus aufgefasst werden, für den erst dann Zeit ist, wenn alle wichtigen Lebensprobleme bewältigt sind. Sicher muss ein gewisses Mindestmaß physiologischer Bedürfnisse und Schlaf oder Nahrungsaufnahmebefriedigt sein, bevor sich die Menschen mit Kunst beschäftigen. Aber tatsächlich erfüllt sie im Leben des zivilisierten Menschen wichtige Funktionen.
...
Kunstbetrachtung und Kunstschaffen können zu Gipfelerlebnissen (peak experience), Momenten der Erleuchtung und der Einsicht, Momenten des absoluten Glücks und des Gefühls der Einheit mit der umgebenden belebten und unbelebten Natur verhalfen und geleiten den Menschen in den Bereich transzendenten Erfahrungen. Das Bildschaffen und Bildwahrnehmen kann Empfindungen und Erlebnismöglichkeiten freisetzen, die uns nur im Ausnahmefall zur Verfügung stehen, dem Erlebnis der Erleuchtung angesichts eines buddhistischen Mandala (...) vergleichbar."

Martin Schuster: Wodurch Bilder wirken, Psychologie der Kunst, Seite 24, Du Mont, 2011, ISBN 978-3-8321-9358-4

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