Seite 11 (Literaturstelle siehe *)

"Die Frage nach dem Wesen der Kunst, nach ihrer spezifischen Qualität, durch die sie sich von Gebilden der Natur, der Technik oder der Wissenschaft unterscheide, wird allgemein mit einem wissenden Augurenlächeln beantwortet. Gerade der Kenner zeichnet sich dadurch aus, dass er zwar einzelne Kunstwerke beschreibt und deutet, aber auf jede grundsätzliche Definition verzichtet. Solche Versuche unternimmt nur der kunsteifrige Laie. Die Kunstwissenschaft gründet ihr Gebäude auf dem Eingeständnis, dass Kunst nicht definierbar sei."

Seite 12:

" .... Im Gegensatz zum Begriff schlechthin, den eindeutige Bestimmtheit und Konstanz des Inhalts ausmachen, ist Kunst ein Vereinbarungsbegriff, dessen Umfang von Konventionen und Institutionen, von Erwartungen und Forderungen, von den Medien der Verbreitung und der Interpretation abhängt.

Entscheidend für die Wirkung aller Kunstmanifestationen ist, dass sie sich im Rampenlicht der Publizität und in einem bereits konditionierten Resonanzraum abspielen ... . Sie ist auf die Aura des Veranstaltungsortes, der Museen und Sammlungen angewiesen.

Auch Hofmann sagt also, dass Kunst ihrem Wesen nach nicht bestimmbar sei, und dass ein Objekt erst dadurch zur Kunst wird, dass er oder seine Kollegen ihm die Pforten der Museen öffnen. Damit ist auf eine ungewöhnlich einfache Weise erklärt, warum ein Pissoir, eine Fettecke oder Konservenbüchsen zu Kunstwerken werden konnten."

* Jürgen Weber: Gestalt, Bewegung, Farbe- Kunst und anschauliches Denken, Westermann, 1975, ISBN 3-14-164020-3

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