Dimensionen des menschlichen Erlebens, die auch eine Bedeutung bei der Kunstbetrachtung haben (können) :

Wir zitieren hierzu aus dem Werk von

Jens Rowold: Auf den Inhalt kommt es an, Herausgeber Walter Schurian, LIT- Verlag, 2001, ISBN 3-8258-5636-4

"(...) Es sind aus der Psychologie eine Reihe von ... wichtigen Dimensionen des menschlichen Erlebens bekannt, die- so ist es zumindest denkbar- eine Rolle bei der Kunstbetrachtung spielen. Da diese Dimensionen eine Schlüsselrolle spielen, folgen kurze Definitionen von Ihnen:

a) Emotion
Emotionen sind "...komplexe Muster von Veränderungen, die physiologische Erregung, Gefühle, kognitive Prozesse und Verhaltensweisen umfassen."... Neben den Gefühlen wie z.B. Freude oder Hass sind körperliche und gedankliche Reaktionen auf diese Gefühle in den Emotionen miteingeschlossen.

b) Motivation
Eine Motivation ist"die allgemeine Bezeichnung für alle Prozesse, die körperliche und psychische Vorgänge auslösen, steuern und aufrechterhalten."Die Motivation stellt gewissermaßen die "Anfangsenergie" dar, die benötigt wird, um überhaupt etwas zu machen.
...
Kunst kann uns Kraft geben.

c) Kognition
Kognitionen benötigen wir, um die Welt um uns herum zu verstehen. Wir suchen nach Begriffen, nach Erklärungen, wenn wir bestimmte Dinge und Vorgänge beschreiben wollen. Bei Problemen wollen wir z.B. Schlussfolgerungen ziehen und schließlich Entscheidungen treffen. Beim Betrachten von Bildern kann dies auch bedeuten, dass wir versuchen, das Bild mit der Absicht des Künstlers zu verstehen. Dazu gehört u.a. die Frage: "Was bedeutet das?". ...

d) Wahrnehmung
Unsere Wahrnehmung beinhaltet nicht nur die Aufnahme von Informationen aus der Umwelt, sondern auch deren Auswertung. Die wahrgenommenen Informationen müssen zu unserer Sichtweise der Realität passen bzw. sie müssen in irgendeiner Form zu ihr in Beziehung gebracht werden können. Das Gesehene oder allgemein gesagt das Erfahrene muss für uns einen Sinn ergeben. Bei Kunst ist denkbar, dass uns die Wahrnehmung des Künstlers oder der Künstlerin zunächst vewrwirrt. Die Sichtweise bzw. die Wahrnehmung, die ins Kunstwerk gelegt wurde, läuft unserer gewohnten Sichtweise entgegen, so dass wir u.U. versuchen, eine weitere Beschäftigung mir dem Kunstwerk zu vermeiden. Oder aber das Gegenteil tritt ein und wir verweilen, um Zugang zu finden, unsere Auswahl an verschiedenen Arten und Wegen der Wahrnehmung kann durch Kunst bereichert werden.

e) Selbst
(Es)...gibt nicht nur das "materielle Selbst" (eigener Körper), sondern auch das "soziale Selbst" (unser Bewusstsein darüber, wie andere uns sehen) und das "spirituelle Selbst". letzteres nimmt die eigenen, persönlichen Gedanken und Gefühle wahr. Eng mit dem Konzept des Selbst ist das Konzept der Identität verbunden. Wir bauen z.B. unser Selbstkonzept
auf, indem wir uns mit bestimmten Dingen und Personen identifizieren. Im Dialog mit der Kunst kann unser ("spirituelles") Selbst "lauter" als sonst zu sich sprechen, da ein Gegenstand (das Kunstwerk) relativ lange konzentriert betrachtet wird. Andere Personen oder störende Reize sind ausgeblendet. Wir "versinken" im Bild und stellen fest, dass wir emotional und gedanklich auf das Bild reagieren und haben anschließend in Form von Selbstreflexionen Einsicht in uns selbst.

Diese fünf Dimensionen stellen die gegenwärtig wichtigsten bei dem Verständnis des menschlichen Verhaltens und Erlebens dar. "

Der Autor Jens Rowold verweist bei der Darlegung der vorstehenden Definitionen mehrfach auf das Werk von Zimbardo P.G. und Gering, R.J.: Psychologie, 7.Auflage, 1999, Springer- Verlag: Berlin, Heidelberg

Jens Rowold: Auf den Inhalt kommt es an, Herausgeber Walter Schurian, LIT- Verlag, 2001, ISBN 3-8258-5636-4

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