Seite 101:
"2.Auf den Inhalt kommt es an
Die Ergebnisse zeigen, dass für figurative Kunst der
Inhalt der wichtigste Wirkaspekt ist. ... Der Inhalt wird vom Betrachter erkannt
und verstanden. Da figurative Kunst signifikant mehr Selbstkongruenz auslöst
als abstrakte Kunst, und gleichzeitig am stärksten über den Inhalt
wirkt, lässt sich vermuten, dass der Inhalt Ansatzpunkte für eine
Identifikation des Betrachters mit dem Bild darstellt. Die Geschichte, Personen
und Mythen, etc., die wir im figurativen Bild erkennen, mach für uns das
Kunstwerk persönlich zugänglich, weil wir an unsere Erlebnisse und
Geschichten erinnert werden.
Bei abstrakter Kunst stehen die Farbe und die Maltechnik als Wirkkritereien
im Vordergrund. Dennoch wird auch im (unsere Anmerkung: "abstrakten")
Bild von ... ein"Rest-Inhalt" erkannt. 8,3% der Betrachter geben an,
im Bild einen Inhalt zu erkennen."
Seite 9:
"Kunst weist neben den oft untersuchten
formalen Wirkaspekten Farbe und Form zusätzlich einen Inhalt auf, der vom
Betrachter als wichtigstes Wirkkriterium angegeben wird.
(Es) ist- auf seiten des Betrachters- die Dimension "Selbst"
bzw. "Selbstkongruenz" die wichtigste der fünf psychologischen
Dimensionen der ästhetischen Wahrnehmung. Anders gesagt ist persönliche
Bezug, den der Betrachter zum Bild hat, offensichtlich der entscheidende Schlüssel
zum Verständnis der Kunstbetrachtung."
...
Abschließend ist es an dieser Stelle noch einmal wichtig zu betonen, dass
diese Untersuchung eine kunstpsychologische und keine kunstwissenschaftliche
ist. Es können keine Aussagen darüber gemacht werden, was "Kunst"
ist oder wie ein Bild anzufertigen ist. Kunst lässt sich nicht in quantitative
Kategorien zwängen. Von seiten der Kunstpsychologie können aber quantitative
Aussagen über die Wirkung von Kunst gemacht werden. Die Ergebnisse
verdeutlichen, welche Faktoren bei der Wahrnehmung von Kunst eine Rolle spielen,
und welche Bestandteile des Bildes besonders intensiv wirken. Es bleibt weiterhin
der künstlerischen Freiheit und Kreativität überlassen, wie Kunst
zu gestalten ist."
Jens Rowold: Auf den Inhalt kommt es an, Herausgeber Walter
Schurian, LIT- Verlag, 2001, ISBN 3-8258-5636-4
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