" Die Psychologie der Kunstbetrachtung führt von kunstwissenschaftlichen oder ästhetischen Kategorien weg zum Leben des Menschen in seiner inneren Welt von Gedanken und Assoziationen....

... Kunstwerke werden vielleicht deswegen besonders geschätzt, weil sie Beziehungen zu persönlichen Erfahrungen haben oder geliebte Objekte darstellen.

... Eindeutig nicht vom Kunstwerk her motiviert ist ein Kunstinteresse, das den Kunstgeschmack als Indiz für sozialen Status und Bildungsgrad betrachtet.

... Der "richtige" Kunstgeschmack ist wichtig, um Status oder Bildung auszuweisen. Am Interesse für die "schwer verständliche" Avantgarde glaubt man den modernen, fortschrittlichen Menschen zu erkennen, der eben auch "anspruchsvolleren "Themen gewachsen ist. So verleiht ein bestimmter Umgang mit Kunst heute wie ehedem ein besonderes Sozialprestige. Gerade deshalb bemühen sich Geschäftsleute oft um Kunstwerke in ihren Büros, da sie sich von dieser Zuschaustellung ihrer Bildung und nicht zuletzt ihrer Finanzkraft einen spürbaren Prestigegewinn versprechen.

Wenn es um das Prestige geht, muss also das erworbene Kunstwerk gar nicht unbedingt dem individuellen Kunstgeschmack entsprechen."

Martin Schuster: Wodurch Bilder wirken, Psychologie der Kunst, Du Mont, 2011, ISBN 978-3-8321-9358-4

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