GIER IST GEIL !

DIESE PLAKETTE IST GORDON GECKO UND - DER EVOLUTION GEWIDMET.

UM ES DEM BETRACHTER NICHT UNNÖTIG SCHWER ZU MACHEN- FOLGEN EINIGE ERLÄUTERUNGEN ZUR WIDMUNG. DIE DURCHAUS MEHRDEUTIGE INTERPRETATION UND DIE HERSTELLUNG VON ZUSAMMENHÄNGEN ZUM EIGENEN LEBEN, ZU EIGENEN ERFAHRUNG, BLEIBT NATÜRLICH DEM BETRACHTER/ DER BETRACHTERIN SELBST ÜBERLASSEN.

WER IST GORDON GECKO ? GORDON GECKO IST EINE ZENTRALE FIGUR IM FILM "WALL STREET" (1987), EIN MILLIARDÄR, DER SKRUPELLOSEN UND ILLEGALEN GESCHÄFTEN NACHGEHT. ER HATTE REALE VORBILDER. VON IHM STAMMT DER AUSDRUCK "GIER IST GUT". DAS SCHEINT UNS ABER IN DER REALITÄT NOCH SEHR UNTERTRIEBEN ZU SEIN.

WIE HAT NUN DIE ÖFFENTLICHKEIT AUF DIESEN FILM REAGIERT ? WIR ZITIEREN HIERZU AUS MAX OTTE: DER CRASH KOMMT (Seite 130), ULLSTEIN, 2009, ISBN 978-3-548-37290-7: "Noch heute wundert sich Michael Douglas (Anmerkung von uns: Michael Douglas "spielte" Gordon Gecko in "Wall Street") , dass diese Aussage Kultstatus erreichte: "Investmentbanker erzählen mir oft- normalerweise spät in der Nacht, wenn sie einige Drinks zu sich genommen haben-, dass Gordon Gecko der Grund ist, warum sie diesen Beruf gewählt haben. Das ist ein bisschen besorgniserregend. Ich sage ihnen dann:"Habt ihr mal drüber nachgedacht, dass Gordon Gecko eigentlich der Bösewicht des Films ist ?"
Die Vereinigten Staaten zeichneten sich schon immer durch ein besonderes Verhältnis zum Geld aus. Alexis de Toqueville schrieb in seinem Werk Über die Demokratie in Amerika : "Kein Stigma belastet in Amerika die Liebe zum Geld.... Der Amerikaner wird eine Haltung als ehrenhaft und wertvoll ansehen, die von unseren Vorfahren ... noch einfach als (Geld) Gier bezeichnet worden wäre. ...."

Aus derselben Literaturquelle entnehmen wir einen unmittelbar in Bezug zum Thema "Gier" stehenden Abschnitt als Zitat (Seite 127): "J.Kyle Bass von Hayman Capital schrieb in einem Brief vom 30.Juli 2007 an seine Investoren, dass die "echten" Investoren in den USA (Versicherungsgesellschaften , Pensionsfonds etc.) seit Ende des Jahres 2003 kaum noch Subprime- Kredite in die Bücher nehmen und dass diese Schulden an Ahnungslose in Europa , Mitteleuropa und Asien exportiert wurden ! Seine "Quelle" habe ihm mit harmloser Miene gesagt, dass dies der einzige Weg gewesen wäre, die besonders riskanten Teile der verbrieften Produkte loszuwerden. Die Käufer ( hauptsächlich chinesische, taiwanesische, koreanische, deutsche, französische und englische Banken) waren aus denjenigen Ländern, in denen die Kapitalüberschüsse besonders groß waren.

So hatte zum Beispiel die deutsche Industriebank IKB über ihre Tochter Rhineland Funding (die nur 500 (!) Euro Eigenkapital hatte) insgesamt 7,8 Milliarden Euro in US-Immobilienkredite minderer Qualität gesteckt."

Wir wollen hier nicht auf die Folgen der subprime- Krise für die Weltwirtschaft und letztlich dann auch für den deutschen Sparer und Steuerzahler eingehen. Das mag der interessierte Leser an anderer Stelle nachlesen.

Wieso wir das letzte Zitat gebracht haben ? Es zeigt uns anschaulich, dass sich Gier mit Verstand und Vernunft und auch zumindest mit ein wenig Vorsicht paaren sollte, sonst können die Folgen katastrophal sein. Es heißt wohl nicht grundlos: "Gier frisst Hirn !". In der Praxis kann es jedoch äußerst schwierig sein, wie wir auch aus eigener Erfahrung wissen, Trends , Moden im monetären Bereich und "todsicheren" Gewinnchancen "heldenhaft" zu widerstehen. Gier (Habgier) gehört zu den sieben Todsünden. Todsünden sind u.a. dadurch ausgezeichnet, dass sie in der Regel bereits im Diesseits zu negativen Folgen für den Sünder führen. Somit besteht eine thematische Beziehung zwischen dem hier abgebildeten Relief und unseren Reliefs "Wünsche" sowie mit einer der Seiten der Medaille "Arche 2000".

WIESO IST ABER DIE GIER , MEHR ZU ERWERBEN UND ZU BESITZEN, ALS MAN EIGENTLICH VERNÜNFTIGERWEISE BENÖTIGT, SO ÜBERAUS VERBREITET ? DIES IST UMSO VERWUNDERLICHER, ALS MEISTENS OBERHALB EINES BESTIMMTEN NIVEAUS DER ZUSÄTZLICHE ERWERB VON RESSOURCEN EINEN ÜBERPROPORTIONALEN AUFWAND AN LEBENSZEIT UND ANSTRENGUNG ERFORDERT - WAS BEREITS SCHOPENHAUER WUSSTE.

IN WELCHEM ZUSAMMENHANG STEHEN GIER UND HABSUCHT IN IHRER GESTEIGERTEN FORM MIT DER EVOLUTION ? VIELLEICHT LIEFERT SIE UNS EINE ERKLÄRUNG FÜR DAS VERHALTEN VIELER MENSCHEN ? EINEN DURCHAUS ÜBERDENKENSWERTEN HINWEIS , DER FÜR MANCHE LESER ALLERDINGS MÖGLICHERWEISE "POLITISCH UNKORREKT" SEIN MAG ( ES WIRD IMMER BESONDERS SENSIBLE NATUREN IN DIESER HINSICHT GEBEN- "DA MÜSSEN WIR ABER DURCH !") LIEFERT DAS BUCH VON

Allan und Barbara Pease: Warum Männer immer Sex wollen und Frauen von der Liebe träumen, Ullstein Verlag, 2009, ISBN 978-3-550-08684-7

"Frauen werden immer nach Ressourcen streben

Alle Kriege wurden und werden von Männern angezettelt, und sie haben immer nur ein Ziel an die Ressourcen des Rivalen heranzukommen- an Sachwerte wie Land, Öl und Städte wie auch an reproduktive Resourcen, also Frauen. Immer wieder in der Geschichte der Menschheit sind Männer in das Territorium ihres Nachbarn eingefallen, haben seinen Besitz gestohlen , ihn und seine Söhne getötet und die Frauen vergewaltigt oder geraubt. Die erbeuteten Frauen wurden selten getötet, denn sie boten den Eroberern die Chance, ihre Gene weiterzugeben.

Der Drang des modernen Mannes , Ressourcen anzusammeln und zu kontrollieren, entwickelte sich in der Evolution, weil Frauen Männer mit Ressourcen bevorzugten. "

NA ALSO - WER IST NUN AN GIER UND HABSUCHT WIRKLICH SCHULD ? :-))

Wir wollen allerdings zum Thema einräumen, dass an der Börse nicht nur die Gier herrscht und zu deren Übertreibungen und Exzessen führt . Nein, auch die Panik (gewissermaßen als "gerechte" Strafe ) führt zu Überspanntheiten und Katastrophen. Wir zitieren hierzu aus einer Buchbesprechung: WELT, 10.9.2011, Dorothea Siems:, Literarische Welt, Seite 5 , Das kleine Raubtier auf dem Börsenparkett :

"Denn neben dem Nutzen bestimmen auch Furcht und Ehrgeiz das menschliche Handeln , so lautet seine ( Georg von Wallwitz, "Odysseus und die Wiesel") das menschliche Handeln, so lautet seine Erfahrung. Dagegen spielt die Gier, die viele als Ursache allen Übels bei Bankern und Spekulanten ansehen, laut Wallwitz zwar eine wichtige Rolle, weil Händler und Fondsmanager prinzipiell gierig seien und sie immer jemanden über den Tisch ziehen wollten. Doch nicht die Gier , sondern die viel tiefer gehende Furcht sei es, die Börsianer in Herdentiere verwandelt und einen plötzlichen Kurssturz verursacht, der sich rational oft nicht erklären lässt. "

Heutzutage sind auch sehr kurzfristig reagierende Computerprogramme für heftige Kursausschäge verantwortlich - letztlich natürlich der Mensch in einem Gemisch aus Gier und Panik.

Weiterhin wird in der zitierten Quelle eine Geschichte erzählt, in der gezeigt wird, dass es zum Geschäft an den Börsen gehört, die Notlage oder Unwissenheit anderer auszunutzen: Vor dem Sieg in Waterloo erhielt Nathan Rothschild noch vor der englischen Regierung die Nachricht davon. Er verkaufte daraufhin Wertpapiere, ließ es die Öffentlichkeit wissen und sorgte damit für eine allgemeine Verkaufswelle, denn er galt als erfahrener Börsianer. Die Kurse fielen daraufhin stark- und Rothschild kaufte die Wertpapiere insgeheim wieder auf. Als die Nachricht vom Sieg über Napoleon bekannt wurde, "schossen die Kurse in die Höhe".

Spekuliert wurde allerdings schon früher ausgiebig - bereits zu Zeiten der Hanse.

DAS THEMA DIESES RELIEFS HAT ALLERDINGS NICHT NUR EINE GESELLSCHAFTLICHE BEDEUTUNG, SONDERN STELLT AUCH EINE GANZ PERSÖNLICHE FRAGE: WIE AUSGEPRÄGT IST EIGENTLICH MEIN "INNERER GORDON GECKO"?
VIELLEICHT SIND MEINE VERSUCHUNGEN (BEDAUERLICHERWEISE) NUR NOCH NICHT GROß GENUG GEWESEN?

Ergänzung : Von der Plakette existiert eine weitere , ähnliche Version :

NACHTRAG: WIE BEWERTEN ÜBRIGENS FINANZBETRÜGER IHRE OPFER ?

BILD-ZEITUNG VOM 7.6.2010, LETZTE SEITE:
"... BERNIE MADOFF (72). DER GRÖSSTE FINANZBETRÜGER DER GESCHICHTE HAT FÜR SEINE OPFER NUR HOHN ÜBRIG:"DIE KÖNNEN MICH MAL! DIESE GIERIGEN JAMMERLAPPEN!" MADOFF HAT NOCH 150 JAHRE RESTHAFTZEIT."

ANMERKUNG DES AUTORS DIESER WEBSEITE : WIR FINDEN DAS URTEIL WIRKLICH UNGERECHT. DER MANN VERDIENT DOCH EINE ZWEITE CHANCE. WO BLEIBT DENN DA DIE RESOZIALISIERUNG ?

DAS THEMA IST, WIE DER LESER SICHERLICH FESTGESTELLT HAT, ZIEMLICH VIELSCHICHTIG. GIER IST NACH KATHOLISCHER AUFFASSUNG EINE "TODSÜNDE". FÜR DIESE BESTRAFT SICH DER "SÜNDER" BEREITS HÄUFIG AUF ERDEN SELBST. ÜBER EINEN "SÜNDER" DIE NASE ZU RÜMPFEN, IST ALLERDINGS LEICHT, SOFERN MAN NICHT DIE GRÖßE SEINER VERSUCHUNG BERÜCKSICHTIGT - ODER ? - WIE HEIßT ES: WIR KÖNNEN ALLEM WIDERSTEHEN, NUR NICHT DER VERSUCHUNG. (OSCAR WILDE)

Ein Nachtrag:

Habgier ist ein altes Thema . Schon eine Fabel von Aesop erzählt von ihr. Auch in der bildenden Kunst wird die Habgier in der Fabel vom gierigen Hund dargestellt: Ein Hund, der ein Stück Fleisch trug, watete einst durch einen Fluss. Und als er im Wasser sein Spiegelbild wahrnahm, meinte er , einen anderen Hund zu erkennen, der ein größeres Stück Fleisch trage. Darum ließ er das seine los und stürzte sich auf das andere, um es jenem zu entreißen. Auf diese Art verlor er beide, das, welches er begehrte, weil es ja gar nicht vorhanden war, und das, welches er besessen hatte, weil der Fluss es fortriß (Übersetzung . J. Irmscher, Antike Fabeln, Berlin 1978, Seite 75) Weitere Einzelheiten hierzu sind dem folgenden Ausstellungskatalog zu entnehmen: Fabula docet, Illustrierte Fabelbücher aus sechs Jahrhunderten , Ausstellung aus Beständen der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und der Sammlung Dr. Ulrich von Kritter, 1983, ISBN 3-88373-039-4 .

NACHTRAG : Damit der Leser ersehen kann, wie irrsinnig das Finanzgebaren im Jahr 2010 durch Spekulatiom und Devisengeschäfte gekennzeichnet ist, geben wir hier den folgenden Vergleich an:

(Quelle: DER SPIEGEL34/2011)

Volumen der Devisengeschäfte 955 Billionen Dollar (hochgerechnet auf Basis der Umsätze im April 2010)

außerbörslich gehandelte Finanzderivate (Nominalvolumen Dezember 2010 ) 601 Billionen Dollar

Volumen gehandelter Aktien und Bonds 87 Billionen Dollar

- Wert aller weltweit produzierten Güter und Dienstleistungen : 63 Billionen Dollar !

Die globale Spielbank lässt grüßen !

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