Diffamieren statt sachlich zu argumentieren (1) -
ein beliebtes Vorgehen bei politischen Diskussionen in Deutschland

Diese Plakette ist der "Nazikeule" gewidmet, einem besonders in Deutschland bei gesellschaftlichen Diskussionen gerne gebrauchten Instrument- um den politischen Gegner zu dämonisieren (dies ist durchaus auch unter "demokratischen" Parteien üblich) , in eine Schmuddelecke zu drängen und um sich das lästige Nachdenken zu ersparen, sachliche und konstruktive Argumente zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems zu finden.


Vereinzelt wird diese Keule allerdings auch von ausländischen Journalisten gezielt eingesetzt - taktvollerweise verschweigen wir hier deren Nationalität.
(Noch relativ harmlos und sicherlich nur "lustig" gemeint :„From Hitler Youth to Papa Ratzi“ ).

Es hat den Anschein, dass insbesondere nach der Wiedervereinigung die Beliebtheit dieses Instruments als finales "Totschlagargument" in "Diskussionen" sehr zugenommen hat.

Beispiele gibt es zu Hauf :

Eines von vielen: (WELT 27.7.97, Autor Jochen Kummer) :

"... (Ministerpräsident) XXXXXXXX warf denjenigen, die für eine Änderung des Asylrechts eintraten, die "Staatsräson der Nazis" vor."

und noch ein Beispiel aus der gleichen Quelle:

"Die in anderen Bundesländern rechtzeitig erfüllte Forderung, Asylbewerber in zentralen Anlaufstellen und Sammelunterkünften unterzubringen, wurde unter XXXXXXXX abgelehnt - mit der Bemerkung seines damaligen . .... Ministers für Bundes - und Europaangelegenheiten , YYYYYY ZZZZZZZ: Daraus spreche "KZ- Wächter- Mentalität"."

 

Wer glaubt, die hier angeprangerte Methode sei "Schnee von gestern", der irrt sich leider gewaltig. Im Jahr 2010, in dem diese Zeilen entstanden, wurde z.B. im Zusammenhang mit einer Diskussion über "Hartz 4 Gesetze " versucht, einige Prominente, die forderten, stärker die Interessen der Leistungserbringer im Verhältnis zu den Leistungsempfängern zu berücksichtigen und die sich kritisch hinsichtlich einer bestimmten Gruppe innerhalb der Hartz 4 - Empfänger äußerten, durch in die rechtsradikale Richtung interpretierende Kommentare zu verunglimpfen und zu diskreditieren. Dass man durch solche leichtfertigen Äußerungen den tatsächlichen Rechtradikalismus letztlich verharmlost, scheint den nur allzu schnell agierenden Anwendern der "Nazikeule" nicht bewusst zu sein- oder sie verdrängen es, um des persönlichen und parteipolitischen Nutzens willen.

 

Übrigens - auch Begriffe kann man mit der "Nazikeule" bearbeiten- und damit "ganz subtil" in ein schlechtes Licht rücken :
"Helmut Schmidt spricht weiter von Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit, Standhaftigkeit. Das sind Sekundärtugenden. Ganz präzis gesagt: Damit kann man auch ein KZ betreiben." - Oskar Lafontaine, 15. Juli 1982 im STERN

Ein Nachtrag vom Ende 2010 (29.12.2010):

BILD -BUNDESAUSGABE:
"Flughäfen wollen Passagiere in "Risikogruppen" einteilen
Berlin  -  Reisende sollen an Flughäfen künftig in "Risikogruppen" eingeteilt werden. ... Dieses "Profiling" , bei dem Passagiere je nach Alter, Geschlecht und ethnischer Herkunft unterschiedlich streng kontrolliert werden , sei in Israel bereits sehr erfolgreich. ... Die Linkspartei kritisierte, dies leiste "rassistischen und moslemfeindlichen Vorurteilen Vorschub" ."

Die folgenden Reaktionen waren zum Teil überaus heftig. Dies geht auch aus einem Kommentae der BILD-ZEITUNG vom 30.12.2010 hervor. Dort schreibt Julian Reichelt: " Der deutsche Flughafenverband will Passagiere in "Riskogruppen" aufteilen und unterschiedlich scharf kontrollieren - und schon schwappt Empörung übers Land. "Verfassungswidrig" , heißt es . SPD-Politiker beschwören gar das Nazi -Gespenst der "Selektion" ." ........

Noch Fragen zur Verbreitung der NAZI- Keule ? Das war's wohl mit dem Vorschlag !

 

1. Nachtrag vom 28.12.2011: Man kann teilweise nur staunen, in welchem Zusammenhang unliebsame Menschen als "Nazis" bezeichnet werden-dazu ein Zitat aus der ARD-Webseite (entnommen am 28.12.2011):

"Tausende demonstrieren für Grundrechte
Israelis protestieren gegen Ultra-Orthodoxe

In der Stadt Beit Schemesch wollen ultra-orthodoxe Juden den anderen Israelis ihren Lebensstil aufzwingen. Das zeigt sich vor allem in der Trennung von Männern und Frauen auf der Straße oder im Bus. Tausende protestierten nun dagegen und forderten den Erhalt von Grundrechten.

Von Sebastian Engelbrecht, ARD-Hörfunkstudio Tel Aviv
....
So protestieren sie gegen drei Versuche der Stadtverwaltung, ein Schild zu entfernen, das sie aufgestellt hatten. Das Schild weist Männern und Frauen getrennte Bürgersteige zu. Als die Polizei das Schild entfernte, tanzten Ultra-Orthodoxe im Kreis um die Polizisten und bezichtigten sie als "Nazis". "

Ein Kommentar hierzu erübrigt sich wohl.

2. Nachtrag

Im Umfeld der EURO-Krise aufgrund der hohen Staatsverschuldung der EURO-Länder hat man bezeichnender Weise in mehreren EURO-Landern vielfach zur journalistischen Nazi- Keule gegen Deutschland, das zu mehr Eigenverantwortung der Staaten gedrängt hat, gegriffen (fast 70 Jahre nach Ende des 2.Weltkrieges). Das ist sicherlich wohlfeiler, als eigenes Fehlverhalten einzugestehen. Sehr bezeichnend waren die "schönen" Karikaturen von deutschen Politikern mit Hitlerbärtchen .Welche Länder waren betroffen ? Griechenland, Italien, ..

Aber auch bei anderen- durchaus relativ kleinen - Problemen zwischen Deutschland und dem Ausland wurde und wird gerne auf die Nazikeule zurückgegriffen. "German bashing" hinterlässt durchaus bei den "Nachgeborenen" nach so langer Zeit ein ziemlich grimmiges Gefühl - und steigert nicht unbedingt die finanzielle Solidarität mit den betroffenen Staaten.


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