GERADE IN DER MITTE DES LEBENS : SEIN ODER
NICHT SEIN ?
JUST IN THE MIDDLE OF THE LIFE-TO BE OR NOT TO BE ?
Der Tod ist nur eine Art, nicht zu leben. Guido Hildebrandt
Die Plakette bezieht sich also nur vordergründig allein auf den physischen Tod ...
Zitat von Steve Jobs (Gründer der Computerfirma
" Apple", gestorben 56 jährig im Oktober 2011):
"Der Tod ist die beste Erfindung des Lebens. .... Eure Zeit ist begrenzt.
... Vergeudet sie nicht damit, das Leben eines anderen zu leben. Folgt eurem
Herzen, eurer Intuition, sie wissen bereits, was ihr wirklich werden wollt."
(Aus einer Rede vor Absolventen der Universität Stanford)
Ist eine befriedigende berufliche Position und ein geeigneter Partner gefunden- kurz gesagt, die wichtigsten Unsicherheiten des Lebens in seiner Mitte beseitigt oder gelöst, stellt sich für nicht wenige Menschen die Frage, wie das Leben weiter auszurichten ist. Sich weiter intensiv mit dem Ausbau der Karriere widmen, ganz in der Familie aufgehen, wie bisher weitermachen? Ist das Leben, wie ich es führe, auf Dauer wirklich befriedigend und erstrebenswert? Auch noch in 10 oder 20 Jahren? Allmählich dringt die Endlichkeit des Daseins und die Begrenztheit der zur Verfügung stehenden Wahlmöglichkeiten stärker ins Bewusstsein. Falls ich voll auf den Beruf "setze", wie wird es mir dann im Alter ergehen, wenn ich "freigestellt" bin ? Wähle ich weitere Anpassung und Verinnerlichung an externe "Normen" und "Wertvorslellungen" oder stärkere Entwicklung eines eigenen Lebensstiles? Leben und Ausrichtung nach selbstgewählten oder fremdbestimmten Maßstäben? Lebe ich wirklich mein eigenes Leben? Glücklich ist zu schätzen, der sich solche "Luxussorgen" machen kann- obgleich der Betroffene sich subjektiv in der beschriebenen Lage sicherlich nicht besonders glücklich schätzen wird.
Grad in der Mitte unserer Lebensreise
befand ich mich in einem dunklen Walde,
weil ich den rechten Weg verloren hatte.
Wie er gewesen , wäre schwer zu sagen,
der wilde Wald, der harte und gedrängte,
der in Gedanken noch die Angst erneuert,
fast gleichet seine Bitternis dem Tode.
( Dante Alighieri: die ersten Verse der Göttlichen Komödie - die Übersetzung
stammt von Hermann Gmelin, Klett-Verlag, Stuttgart, 1949)
Zitat aus Tiedemann, Paul: Über den Sinn des Lebens,Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1993, ISBN 3-534-12030-2:
"Der Schrecken des Todes
Hans J. Schneider hat die Vermutung geäußert, dass der Schrecken
des Todes weniger durch die Vorstellung des Nicht-Seins hervorgerufen werde,
als vielmehr durch das Entsetzen bei der Vorstellung, falsch gelebt zu haben.
Daher, so meint er, werde ein absolut begrenztes Leben oft als sinnlos gedacht,
weil es keine Zukunft mehr offenlasse, die Gelegenheit zur Korrektur gebe. ....
Schneider meint, in ftüheren Zeiten wäre es einfacher gewesen, sowohl
auf Unsterblichkeitsglaube als auf Verdrängung (des Todes) zu verzichten,
weil es klarer gewesen sei, wie ein richtiges Leben geführt werden müsse.
Heute dagegen herrsche insoweit große Unsicherheit."
Über die besondere Bedeutung des Gefühls, wesentliche Gelegenheiten, die das Leben geboten hat, versäumt und somit ein gelungenes Leben verfehlt zu haben, wurde von uns bereits früher eine besondere Plakette gestaltet : Verpasste Gelegenheiten (Neglected Chances).
Zum Wunsch nach Korrektur des
Lebenslaufes:
Ein Mensch erträumt, was er wohl täte,
wenn wieder er die Welt beträte.
Dürft er zum zweiten Male leben,
wie wollt er nach dem Guten streben
Und streng vermeiden alles Schlimme!
Da ruft ihm zu die innre Stimme:
"Hör auf mit solchem Blödsinn, ja?!
Du bist zum zwölften Mal schon da!"
(Eugen Roth)
Zum Thema der Plakette passen sehr gut die folgenden Zitate aus dem Klassiker: Sheehy, Gail: In der Mitte des Lebens, Fischer Taschenbuch Verlag, 1978, 980-ISBN- 3-596-23405-0 :
Seite 287: ".. Männer haben mit
35 das Gefühl, dass die Zeit drängt. Das veranlasst sie jedoch selten,
innezuhalten und sich einen umfassenden Überblick über ihre Lage zu
verschaffen, wie Frauen das in diesem Alter oft tun. Die meisten Männer
reagieren mit einem Endspurt in ihrer beruflichen Laufbahn. Das ist jetzt "die
letzte Gelegenheit, die Meute hinter sich zu lassen "
....
Seite 288: "Dass die Krise in der Lebensmitte
bei Frauen und Männern eine andere Wendung nimmt, ist ein Faktum, das zur
Verwirrung beiträgt. Die meisten Frauen legen eine Pause ein, um sowohl
die inneren als auch die äußeren Aspekte ihres Lebens zu bedenken
und um dann das Ungleichgewicht zwischen innerer Erfüllung und äußeren
Wünschen zu beseitigen. Warum veranlasst derselbe plötzliche Wandel
des Zeitgefühls die Männer so häufig , auf einer noch schmaleren
Bahn noch rascher voranzukommen ?
Insbesondere die Zugehörigkeit zu einem großen Unternehmen verführt
einen Mann dazu, alle anderen Aspekte seiner Persönlichkeit außer
acht zu lassen, um der engen Rolle in der vorgegebenen Struktur gerecht zu werden.
Wenn er sich gut angepasst hat, neigt er zu dem Glauben , seine Arbeitsleistung
sei das einzige Kriterium für seinen Wert."
....
Seite 374: "Der größte Gewinn,
den man auf dem Weg von der Verwirrung zur Erneuerung erzielt, ist die ethische
und moralische Selbstbestätigung, das Unabhängigwerden von den Standards
und Richtlinien der anderen. Wenn man erst aufgehört hat zu bedauern, dass
man diese und nicht andere Eltern gehabt hat, und nachdem man sich durch verschiedene
Lebensstile hindurchgelebt hat bis zu dem Maß an Würde, das man bereit
ist zu verteidigen, dann kann man das erreichen, was Erikson Integrität
nennt. Er meint damit jenes letzte Entwicklungsstadium des Erwachsenen, in dem
man seinem eigenen Leben wohlwollend gegenüberstehen kann.
Um so weit zu kommen, ist es unter Umständen nötig, aus einem Lebensmuster auszubrechen, das unbefriedigend geblieben ist. Ganz bestimmt ist es nötig, sich seines eigenen Vorgehens bewusst zu werden, um es zu verbessern oder ändern zu können, und um nicht davon überrollt zu werden."
Ödön von Horvath:
Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu.