FREUNDE- UND "FREUNDE": GLÜCKLICH
KANN DER SEIN, DER BEIDE HAT
DER POLARITÄT DES LEBENS GEWIDMET
In Dankbarkeit gewidmet unseren Freunden,
aber auch unseren Konkurrenten, Mitbewerbern, Widersachern, Gegnern, ja sogar
unseren Feinden- sofern sich diese wenigstens einigermaßen fair verhalten oder
verhalten haben.
Wir beziehen uns hier allerdings hierbei nicht auf eine existenzbedrohende,
übermächtige Feindschaft einer Einzelperson oder eines gesellschaftlichen Systems.
"Was wir am nötigsten brauchen, ist
ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, was wir können". (Ralph Emerson,
1803- 1882)
"Ein bisschen Freundschaft ist mehr
wert als die Bewunderung der ganzen Welt." (Otto von Bismarck)
Zum Thema allgemein:
"Freundschaftsforscher fanden heraus,
dass Beziehungen besonders gut funktionieren, wenn die Beteiligten den jeweils
anderen gewissenhaft, flexibel, extrovertiert oder einfühlsam wie sich selbst
fanden. Dabei ist es egal, ob die Wahrnehmung stimmt. "Das hat etwas mit
dem Gefühl von Gleichberechtigung zu tun", sagt Schobin. Aber auch mit
Scham.
...
Lebenszeugen sind Menschen, mit denen man Geheimnisse teilt, mit denen man Informationen
ausgetauscht hat, die man vielleicht niemandem sonst mehr anvertrauen möchte.
Für Schobin sind diese gegenseitigen verbalen Vertrauensbeweise Garanten für
das Funktionieren von Freundschaft. "Geheimnisse machen angreifbar",
sagt er. "Sie produzieren Bindungen, die darauf basieren, dass man Ungesagtes
ungesagt lässt." Außerdem begrenzt das Wissen um Geheimnisse den Kreis
derer, die für Freundschaft infrage kommen. Er ist nicht beliebig erweiterbar.
"Freundschaften sind etwas für mutige Menschen", sagt Schobin."Man
muss sich etwas zutrauen und anderen vertrauen.""
(Martina Goy: Grenzen der Freundschaft- Janosch
Schobin forscht über Wahlverwandte. Können Freunde Familie ersetzen?, WELT AM
SONNTAG, Nr. 20, 18. MAI 2014)
Der Mensch ist ein soziales Wesen, er ist
auch hinsichtlich seines "Sinnempfindens" auf das Eingebundensein
in der Gemeinschaft- mehr oder weniger, seinem Naturell entsprechend- angewiesen.
"Ein sinnerfülltes Leben ist ein Leben in Beziehung" (Wilhelm
Schmid: Dem Leben Sinn geben, Suhrkamp, 2013). Eine besondere Bedeutung kann
dabei die Freundschaft haben. Freunde können uns Geborgenheit, Sicherheit, ...
geben und somit in Gegenseitigkeit viel zu unserer persönlichen Entwicklung
und zur Deutung unseres eigenen Lebens positiv beitragen.
Kein Hinweis zur Interpretation, aber vielleicht zum Verständnis von Mitmenschen interessant: Studien haben- bei aller gebotenen Skepsis- gezeigt, dass Kinder, die nur wenig Liebe oder Freundschaft erfahren und häufig abgelehnt und/oder misshandelt werden, diesen Mangel an Zuwendung auszugleichen versuchen. Nicht wenige finden Trost in dem Gedanken, dass wenigstens ein Gott sie liebt oder lieben könnte. Unsicher gebundene Kinder sind im Erwachsenenleben religiöser als sicher gebundene Kinder. Dies zeigt die besondere Bedeutung, die Freundschaft und Liebe für das psychische Wohlergehen des Menschen besitzen.
Wir haben das Thema "Freunde" bereits in einem anderen Werk behandelt, bei dem wir im beigefügten Text auf den Wandel, ja die "Entwertung" des Begriffes "Freund", insbesondere in den sozialen Medien, hingewiesen haben. Jugendliche Leser werden unserer Aussage allerdings wahrscheinlich nicht zustimmen. Sie differenzieren aber nach unserer Erfahrung auch nur selten zwischen unterschiedlichen "Typen" von Freundschaft und deren speziellen Eigenschaften: Lustfreundschaften, Zweckfreundschaften, Wahre Freunschaften, ... (Wilhelm Schmid: Dem Leben Sinn geben, Suhrkamp, 2013). Sie scheinen uns nicht selten "Qualität" durch "Quantität" zu ersetzen- aber auch hier mag sich der Betrachter und Leser dazu seine eigene Auffassung gebildet haben.
Neuschöpfungen: Menschen (new creations: humans (2013))