Der goldene Apfel

Diese Plakette ist der gesunden Skepsis gegenüber all dem gewidmet, was uns mitgeteilt wird und dem wir uns ausgesetzt sehen- im privaten und im gesellschaftlichen Bereich. Nicht zu misstrauisch, aber auch nicht zu leichtgläubig sein- ein schmaler Grat, auf dem es zu wandern gilt. Wir glauben nur allzu leicht, auch weil wir uns nur zu gerne der Mühe einer möglichen Nachprüfung entziehen oder weil wir es einfach gerne glauben.

 

DIESE PLAKETTE WURDE INNERHALB DES MEDAILLENPROJEKTES 2015 DES MEDALLIC SCULPTURE STUDIO SOFIA, BULGARIEN, ENTWORFEN- EIN PROJEKT VON PROF. B. NIKOLOV FÜR STUDIERENDE, LEHRENDE UND GASTKÜNSTLER (www.artmedal.net)

AUS DER ANKÜNDIGUNG DES PROJEKTES (ZITAT PROF. B. NIKOLOV):
"We always try to propose subjects, which give opportunity for creative interpretation of problems
that are of interest to humanity as a whole.
The title of the project is “1001 Nights - Seven Modern Medal Tales”.
The idea is to stay away from the original storylines of these tales and to give the artists
the opportunity for a diverse and modern interpretation.
"

 

Wir verzichten darauf, das Märchen aus Tausend und einer Nacht, die das allgemeine Thema dieser Plakette betrifft, den goldenen Apfel, hier vollständig nachzuerzählen. Dies mag der Leser an anderer Stelle nachholen.

Im Märchen werden verschiedene Bereiche der menschlichen Psyche tangiert, die zeitlose Bedeutung haben. Wir haben uns bei der Gestaltung der Platte dafür entschieden, die unkritische Annahme von Information (und anderem) mit daraus abgeleiteten, um Teil recht folgenreichen Handlungen, zum speziellen Thema zu machen.

Wir nehmen dabei auf das folgende Geschehen des Märchens Bezug: Der "Protagonist" besorgt seiner schwerkranken Frau zur Linderung ihrer Beschwerden- auf ihren Wunsch hin- "goldene Äpfel". Wenig später sieht er in der Stadt einen Sklaven, der unmissverständlich einen dieser Äpfel mit sich führt. Auf Nachfrage nach der Herkunft des Apfels, erzählt der Sklave, dass er den Apfel von seiner Geliebten erhalten hätte. Die Geliebte habe eine Krankheit nur vorgetäuscht und ihren Mann zum Kaufen von Äpfeln losgeschickt, um mehr Zeit mit ihm, den Sklaven, verbringen zu können.

Der Ehemann eilt nach Hause und sieht, dass ein Apfel fehlt, was ihm die Frau nicht erklären kann, Da "ahnt" er, dass der Sklave die Wahrheit gesagt hatte und somit die Geliebte des Sklaven seine eigene Frau gewesen war. Wütend ersticht er seine Frau, zerstückelt ihre Leiche, steckt sie in einen Korb und wirft sie in einen Fluss, wo sie schließlich gefunden wird.

Aus dem weiteren Verlauf der Erzählung geht hervor, dass der Sklave gelogen hatte und die Frau, Mutter von drei Kindern ihres Mannes, unschuldig gewesen war....


Wir können uns zwar dem folgenden Ausspruch von Mark Twain nicht in dieser Ausschließlichkeit anschließen, aber er enthält jedoch ein "recht großes" Körnchen Wahrheit:
"NICHT, WAS SIE NICHT WISSEN, BRINGT SIE IN SCHWIERIGKEITEN, SONDERN DAS, WAS SIE SICHER ZU WISSEN GLAUBEN."
(MARK TWAIN)

Das besonders Unangenehme besteht unserer Meinung darin, dass "Sie" nicht nur sich selbst in Schwierigkeiten bringen, sondern dass "Sie" häufig auch andere aufgrund ihres geglaubten "sicheren Wissens" in ganz erhebliche "Schwierigkeiten bringen können.


Beim Anfertigen der Plakette kamen einige ungute Erinnerungen in uns hoch. Auch wir haben gar nicht selten Informationen geglaubt, die sich im nachhinein als falsch herausgestellt haben: Informationen, die uns zu einem bestimmten Verhalten manipulieren sollten- im privaten Lebensbereich aber auch im gesellschaftliche Bereich- in letzterem, was sogar recht häufig vorkam: So auch Informationen, die im Namen und im Dienste der Wissenschaft mit großer Selbstsicherheit mitgeteilt wurden, die sich aber einige Zeit später als völlig falsch erwiesen haben. Nicht selten sind im letzteren Fall gründliche Untersuchungen vor Bekanntgabe der Information erst garnicht unternommen worden- oder Statistiken sind fehlerhaft und überzogen interpretiert worden.

Besonders ärgerlich wird es dann, wenn man selbst als Empfänger der Information zunächst nicht an den Wahrheitsgehalt des Mitgeteilten geglaubt hat und schließlich dann doch durch beständige Wiederholung weichgeklopft und beschwatzt wurde- und dann eines Tages feststellen muss, dass man mit seinen Bedenken richtig lag. Scheinbar objektive und/oder verlässliche Informationen im gesellschaftlichen Bereich sind nach unserer Erfahrung sehr häufig von einer bestimmten politischen Weltanschauung und Manipulationsabsicht, teilweise auch von erheblicher Naivität und von Wunschdenken geprägt und verzerrt. Dabei denken wir nicht nur an das Bildungswesen, Einführung des EURO bei den damals vorliegenden Anfangs- und Randbedingungen (2002), ... . Ist eigentlich "Rache" immer "schlecht" - für den "Rächer?

Ansonsten: Cui bono?

Nicht wenige Beispiele hierzu findet der Leser/die Leserin sicherlich in der eigenen Erfahrung.

Wir wollen hier nur ein typisches Beispiel anführen: Vor einigen Jahren wurde die Effektivität des "Multitasking" durch quasi paralleles Lösen von mehreren Aufgaben- durch häufiges Umschalten- allgemein gepriesen, zusammen mit der Ergänzung, dass Frauen "multitaskingfähiger" als Männer wären. Wir haben ihnen das durchaus gegönnt, obwohl wir aus eigener Erfahrung festgestellt hatten, dass wir selbst nicht besonders effektiv beim gleichzeitigen Lösen von Aufgaben waren, die voneinander unabhängig sind. Na ja, wir geben an dieser Stelle zu, dass wir doch an dieser Stelle ein wenig "neidisch" gewesen sind. Wir betonen hier das "voneinander unabhängig", weil es natürlich auch komplexe Aufgaben gibt, bei denen die Teilbereiche stark miteinander verknüpft sind und somit praktisch "gleichzeitige Bearbeitung" mit häufigem Umschalten zwischen den Teilaufgaben geboten ist, etwa um gegenseitige Abhängigkeiten und Vernetzungen angemessen zu erfassen.

Unsere Melancholie- die uns immer dann ergriff- wenn wir an unsere nur schwach ausgeprägte Multitaskingfähigkeit dachten, wurde allerdings eines Tages für immer beendet. Wir zitieren hierzu :

"MULTITASKING KOSTET NICHT NUR ZEIT- ES KANN LEBENSGEFÄHRLICH SEIN

Millionen Menschen entscheiden sich heute bewusst oder unbewusst für das sogenannte Multitasking- also das parallele Arbeiten an zwei Sachen gleichzeitig. Was jedoch jahrelang als beneidendswerte Fähigkeit galt, um effizienter zu arbeiten , wird heute von vielen Aufmerksamkeitsforschern belächelt. Tatsächlich ist mittlerweile erwiesen, dass unser Gehirn nicht in der Lage ist, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren. "Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Multitasking Zeit einspart. Wenn Sie sich ablenken lassen, fliegen Sie in Nullkommanix aus ihren Gedanken, und es braucht immer mehr Zeit, sich wieder zu sammeln, als die Ablenkung gedauert hat", erklärt Daniel Goleman. Zudem stellt der Stanford- Professor Clifford Nass in einem Experiment fest, dass Multitasker keinerlei Gespür für Prioritäten hatten. Obwohl sie selbst davon überzeugt waren, dass sie erfolgreich mehrere Probleme auf einmal lösen konnten, stellte sich heraus: Sie versagten bei allen.

... "Multitasking bezeichnet eigentlich eine Konzentrationsschwäche. Klar können Sie duschen und parallel mit ihrem Hund reden. Handelt es sich aber um anspruchsvolle Aufgaben, geht jeder Wechsel auf Kosten von Zeit und Qualität.
""

Entnommen aus: MEHR KONZENTRATION- NUR NICHT ABLENKEN LASSEN, Magazin WELT DER WUNDER, Heft 5/ 2015

Wir haben im vorstehenden Text nur einen Aspekt des "goldenen Apfels" herausgegriffen- der auch in gewisser Weise übrigens mit dem Trojanischen Pferd vergleichbare Eigenschaften hat. Da wir aber hier nur den Ansatz für eine mögliche Interpretation geben wollten, überlassen wir das Weitere dem Leser/der Leserin. Sind Ihr/Ihm auch schon "goldene Äpfel" überreicht worden- wie zum Beispiel "Wahlversprechen" und hat er sie "angenommen"- oder musste er sie sogar "annehmen"? Wir fürchten, dass für uns selbst das nur allzu häufig zugetroffen hat!

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