DER RAUB VON EUROPA (RAPE OF EUROPA, RAUB DER EUROPA)
IT'S THE ECONOMY, STUPID!
DIESES RELIEF WURDE INNERHALB DES MEDAILLENPROJEKTES 2016 DES MEDALLIC SCULPTURE STUDIO SOFIA, BULGARIEN, ENTWORFEN- EIN PROJEKT VON PROF. B. NIKOLOV FÜR STUDIERENDE, LEHRENDE UND GASTKÜNSTLER (www.artmedal.net)
Die ursprünglich englischsprachige Titelvorgabe "Rape of Europa" bezieht sich offensichtlich auf den Raub der Europa in der griechischen Mythologie. Die Worte "Raub" und "Europa" wecken jedoch bei nicht wenigen Zeitgenossen in einigen Ländern der EU (zur Zeit der Entstehung diese Plakette) durch das- auch in Fachkreisen- sehr umstrittene Verhalten von nationalen und europäischen Institutionen- recht negative Assoziationen. Deren Entscheidungen haben zum Teil sehr unangenehme Auswirkungen in Gegenwart und Zukunft auf das Leben bestimmter Bevölkerungsgruppen. Wie stellen sich diese zweckmäßiger Weise in ihrem Verhalten auf grundsätzlich veränderte Randbedingungen ein?
Wieweit sind diese Auswirkungen überhaupt als Kollateralschäden von "gutgemeinten" Entscheidungen zu verstehen ... oder steckt vielleicht mehr dahinter?- Opfer müssen ja schließlich für höhere (?) Ziele gebracht werden. Welches sind die eigentlichen Prioritäten?
Die Plakette ist inhaltlich letztlich nicht auf das Thema "Europa" und das Verhalten seiner "Führungsmannschaft" beschränkt, sondern bezieht sich allgemein auf Entscheidungen, die den Zustand eines erheblich inhomogenen Gesamtsystems mit sehr unterschiedlichen Einzelinteressen "verbessern" sollen. Sie möge auch als Anregung verstanden werden, sich über den Umgang mit "vernetzten Systemen" und ihren speziellen Effekten, wie z.B. erwünschte oder unerwünschte Nebenwirkungen und Rückkopplungseffekte, und einem angemessenen Umgang damit, Gedanken zu machen. Europa scheint uns ein sehr gutes Beispiel für ein solches vernetztes Super-System zu sein, bei dem man einiges Grundsätzliche - gewollt oder ungewollt- nicht beachtet hat und weiterhin nicht beachtet. Über die Gründe hierfür wollen wir hier nicht "spekulieren"- das soll dem Betrachter vorbehalten bleiben.
Gleiche Bedingungen für sehr unterschiedliche Komponenten großer, komplexer Systeme? Wie kann man überhaupt Kompromisse bei solchen Systemen in den Bereichen von Wirtschaft, Politik und Finanzen finden, die für möglichst jeden nur einigermaßen zufriedenstellend sind? Das Gleiche gilt offenbar für "überhastete" Firmenfusionen:- Größe um der Größe willen- vorschnell herbeigeführt, hat schon häufig zu Ernüchterung geführt. Ist es vielleicht günstiger, die zusammenzuführenden Teilsysteme zunächst nur über geeignete Schnittstellen zu verbinden und sie in ihren Eigenschaften und Verhaltensweisen schrittweise aufeinander abzustimmen- und erst dann zu fusionieren? Vielleicht erhält der Betrachter der Plakette auch die Anregung, sich mit den elementaren Eigenschaften und Beeinflussungsstrategien von "vernetzten Systemen" zu beschäftigen.
Die hier angedeutete Problematik, dass beim erfolgreichen Anstreben von Zielen insbesondere auf die speziellen Randbedingungen und Nebenwirkungen, positiven und negativen Rückkopplungseffekte, also auf die variablen Reaktionen und Eigenschaften von anderen Systemkomponenten und der Umgebung besondere Rücksicht genommen werden muss, gilt natürlich auch im privaten Bereich. Wie wichtig ist es, auch hier möglichst unproblematisch jeweils aktuelle "Nachjustierungen" vornehmen zu können und sich nicht selbst in eine "alternativlose Entscheidungssituation" hineinzumanövrieren oder hineinmanövrieren zu lassen ?
Unsere Assoziation zu der Wortverbindung von "Raub" und "Europa" bezieht sich auf Vorgänge der momentanen Gegenwart (2016)- da wir einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Thema und der Lebensgestaltung des Betrachters herstellen wollten. Im historischen Zusammenhang sind natürlich die Vorgänge des europäischen Kolonialismus, Imperialismus, der damit verbundenen wirtschaftlichen Ausbeutung und den weltanschaulichen Rechfertigungsstrategien, wie dem Rassismus, sicherlich von größerer Bedeutung. Vieles ist jedoch Vielen nicht bewusst- wer sich jedoch nur etwas näher damit beschäftigt- den kann das Grausen bezüglich dessen packen, was sich praktisch jede europäische Kolonialmacht und sich auch ausgewanderte Europäer "geleistet" haben.